Steckbrief
Voller Name:
Geboren am: |
Antonio Rukavina
26. Januar 1984 |
Geboren in: |
Belgrad |
Nationalität |
Serbien |
Größe/ Gewicht: |
1,77 m / 73 kg |
Familienstand: |
verheiratet mit Dragana |
Beim TSV 1860 seit: |
2. Februar 2009 |
Position: |
Abwehr |
Rückennummer: |
2 |
Bisherige Vereine
Borussia Dortmund (1/2008-1/2009), Partizan Belgrad (1/2007-1/2008), FK Bezanija (bis 12/2006)
Länderspiele/Tore: 16/0 für Serbien
Der Mann mit den drei Trainern
(März 2009) Nach einer unbefriedigenden Hinserie in der Saison 2008/2009 bei Borussia Dortmund wechselte Antonio Rukavina nach München, um seine Länderspielkarriere nicht zu gefährden. Der Plan scheint für den Serben aufzugehen.
Antonio Rukavina avancierte beim TSV 1860 sofort zum Leistungsträger. „Es war der richtige Schritt. Meine Freundin und ich fühlen uns pudelwohl in München", so der 25-Jährige Serbe. Er war neben Landsmann Nikola Gulan aus Florenz einer der beiden Last-Minute-Transfers, die Miki Stevic zu seinem Amtsantritt Anfang Februar an der Grünwalder Straße präsentierte.
In seinem ersten Monat bei den Sechzigern ist Antonio Rukavina umgehend zum Stammspieler und Leistungsträger aufgestiegen. In fünf Rückrundenspielen über die vollen 90 Minuten erzielte er ein Tor und bereitete zwei weitere vor. Durch seine sportlich überzeugenden Auftritte - mit Ausnahme von Duisburg, wo die Mannschaft für ihn einfach „einen „rabenschwarzen Tag erlebte" (Rukavina) und in Ingolstadt, wo er offensiv überzeugte, aber defensiv den Elfmeter zum 1:1-Ausgleich verschuldete - sammelte er fleißig Pluspunkte bei den Löwen, wo man ihn für seine Tempovorstöße über die rechte Angriffsseite schätzt. Diese schließt er zumeist mit präzisen Hereingaben in Richtung Strafraum ab, wie gesehen beim letzten Heimspiel gegen den FC St. Pauli, als er Manuel Schäffler mustergültig zum frühen 2:0 bediente. Doch nicht nur in der Offensive, sondern auch im Rückwärtsgang harmoniert die neue rechte Seite mit ihm und Stefan Aigner. Mit „Aiges", der zur Halbserie aus Bielefeld zu 1860 zurückkehrte, teilt Rukavina das Zimmer im Mannschaftshotel und hat in ihm seinen ersten Ansprechpartner im Team, auch auf Englisch. Mit seinen Mannschaftskollegen auf dem Platz sowie mit Trainer Uwe Wolf verständigt er sich hingegen ausschließlich auf Deutsch.
Rukavina selbst ist für den erst 19-jährigen Nikola Gulan eine große Hilfe bei der Integration in die Mannschaft und die neue Heimatstadt München. Die Nummer 24 kam vom AC Florenz aus der italienischen Serie A an die Isar. Die beiden verbinden viele Gemeinsamkeiten. Beide stammen aus Belgrad, der Hauptstadt Serbiens, für deren Nationalmannschaft sie regelmäßig im Einsatz sind. Rukavina in der A-Nationalelf, Gulan in der U21 und zuletzt sogar in allen drei Vorrundenspielen der Serben bei den Olympischen Spielen in Peking. Da beide nah beieinander wohnen, fahren sie jeden Tag gemeinsam die zehn bis 15 Minuten zum Trainingsgelände. Während sich Gulan noch auf Wohnungssuche befindet und weiterhin im Marriott Hotel wohnt, sind sein 24-jähriger Teamkollege und dessen Freundin Dragana bereits fündig geworden und haben eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in Schwabing angemietet.
Dem serbischen Nationalspieler ist der Umzug von der Ruhrmetropole Dortmund in die bayerische Landseshauptstadt leicht gefallen. In München hat er sich sehr schnell eingelebt. Bei seiner Eingewöhnung geholfen hat ihm Dragana, die den Umzug mitgemacht hat und so jeden Tag an seiner Seite sein kann. Um ihr den Wechsel in die bayerische Metropole schmackhaft zu machen, musste er nicht einmal große Überzeugungsarbeit leisten. „München ist eine wundervolle Stadt, sehr urban und lebendig. Hier ist immer etwas los. Sie erinnert mich an meine Heimatstadt Belgrad. Wenn ich etwas Zeit habe, gehe ich mit Dragana shoppen, etwas Essen oder schaue mir die Innenstadt an. In Dortmund ist alles viel kleiner und überschaubarer. Wenn man da abends Essen gehen will, hat man höchstens fünf Optionen."
Zum Leidwesen der sportlichen Leitung und der Fans des TSV 1860 ist Rukavina, ebenso wie Gulan, nur bis zum Saisonende ausgeliehen. Auf seine Zukunftspläne angesprochen, zuckt er mit den Achseln. „Im Sommer werden wir sehen, wo der Weg hingeht. In Dortmund habe ich noch Vertrag bis 2011." Nach genau einem Jahr in der Bundesliga und 19 Partien für Borussia Dortmund sah er dort Anfang des Jahres kurzfristig keine Zukunftsperspektive mehr. Nachdem er die ersten fünf Saisonspiele über die volle Distanz bestritten hatte (Notendurch¬schnitt 3,60), setzte Trainer Jürgen Klopp in der Folgezeit auf Neuzugang Patrick Owomoyela, der von Werder Bremen kam, und den koreanischen Nationalspieler Young-Pyo Lee, der im August von den Tottenham Hotspurs nach Dortmund wechselte. Rukavina bestritt bis zur Winterpause kein Spiel mehr und fand sich Anfang des Jahres auch im Wintertrainingslager in Marbella (Spanien) nicht im 18er-Kader der Borussen. Um seine National¬mannschaftskarriere nicht zu gefährden, musste er Spielpraxis sammeln. Nachdem ein Wechsel zu Feyenoord Rotterdam kurzfristig scheiterte, ging nach einem Anruf von Miki Stevic alles sehr schnell. Am 2. Februar wurde er offiziell bei 1860 vorgestellt und am 8. Februar feierte er bereits sein Debüt auf der rechten Abwehrseite beim hart umkämpften 2:2 in Mainz.
Der serbische Internationale hält die zweithöchste deutsche Spielklasse für eine „verrückte Liga, in der wirklich jeder jeden schlagen kann". Nach seinen ersten Eindrücken geht es auch eine Etage tiefer richtig zur Sache. „Man muss auch hier 90 Minuten Gas geben, um Erfolg zu haben." Doch nicht nur in der Zweiten Liga ist er erfolgreich angekommen, auch die Karriere in der Nationalmannschaft fand durch seinen Wechsel eine Fortführung. So wurde er von der serbischen Trainerlegende Radomir Antic für das Freundschaftsspiel gegen die Ukraine am 11. Februar berufen. Das Spiel ging zwar mit 0:1 verloren, doch durfte der 25-jährige sein 15. Länderspiel über die vollen 90 Minuten bestreiten. Sein Debüt im Nationaldress gab der Rechtsverteidiger am 2. Juni 2007 in Helsinki beim 2:0 über Finnland. Damals spielte er noch für Partizan Belgrad, wo er nach nur sechs Monaten und im Alter von gerade einmal 23 Jahren zum Kapitän ernannt wurde.
Derzeit liegt Rukavina mit der Nationalmannschaft seines Heimatlandes in der WM-Qualifikationsgruppe 7 mit drei Siegen aus vier Spielen punktgleich mit dem größten Konkurrenten Frankreich an der Tabellenspitze. Die Gruppe wird komplettiert von Österreich, Rumänien, Litauen und den Faröer Inseln. „An einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, wäre mein absoluter Traum als Fußballer", gibt der 1,77 m große Flügelflitzer zu, um seiner Karriere weitere Highlights hinzuzufügen.
Als bisherige Höhepunkte bezeichnet der 25-Jährige neben den Länderspieleinsätzen die beiden Revier-Derbys mit Dortmunder im ausverkauften Signal Iduna Park gegen Schalke 04 (2:3 und 3:3) sowie ein Testspiel mit Partizan bei Real Madrid (0:2). In seinem persönlichen Lieblingsstadion, dem Santiago Bernabeu, spielte er damals gegen Michel Salgado. „Er ist ein ausgebuffter Spieler, der nicht viel läuft, aber immer richtig steht und ein sehr gutes Auge hat." Seine größte Herausforderung als Gegenspieler war aber der aktuelle Weltfußballer Cristiano Ronaldo beim 1:1 in Portugal in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2008. Fragt man ihn nach seinem Lieblingsmitspieler, nennt er Stürmer Mladen Petric vom Hamburger SV sowie den Dortmunder Mittelfeldregisseur Tamas Hajnal. „Beides sind extrem clevere Spieler, die man immer ruhigen Gewissens anspielen kann", so seine Begründung.
Beim Heimspiel gegen Frankfurt freut sich Rukavina besonders darauf, bei Flutlichtatmosphäre in der blau beleuchteten Allianz Arena auflaufen zu dürfen. „Hoffentlich kommen durch unseren Aufschwung und die Siege gegen St. Pauli und in Ingolstadt über 30.000 Zuschauer." Sollte das diesmal noch nicht der Fall sein, verspricht der flinke Serbe mit dem unbändigen Offensivdrang, die Löwenfans mit weiteren guten Leistungen zu begeistern. Aber nicht nur bei ihnen will er sich empfehlen. Auch seine drei Trainer, Wolf, Antic und Klopp sollen wissen, was sie an ihm haben.